Die Sache mit dem Verwackeln bei Freihandaufnahmen
Wer kennt das nicht. Ein tolles Motiv vor der Kamera, man macht ein Foto und geht glücklich weiter. Später, wenn man dann das Bild in Händen hat oder auf dem Monitor betrachtet, sieht es unscharf aus!
Natürlich war es das einzige Bild das man diesem Motiv gemacht hatte. Ab mit dem Bild in die Mülltonne und sich ärgern steht dann unweigerlich auf dem Programm.
Ich glaube diese Situation ist jedem von uns sehr vertraut. Leider :-(
Und auch die Reaktion danach ist meist vorhersehbar. Man redet sich ein das man es beim nächsten mal besser macht, oder schiebt es auf Gründe die ausserhalb des eigenen
Einflussbereiches stehen. Jawohl, die Kirche hatte sich zum Zeitpunkt der Aufnahme bewegt! War bestimmt ein Erdbeben!
Bei der nächsten Fototour dann ähnliche Situation und das Resultat „Mist! Verwackelt!!“ taucht wieder auf. Spätestens jetzt sollte man auf Ursachenforschung gehen und konkrete Verbesserungen daraus entwickeln.
Die Digitalfotografen haben bei der Ursachenforschung einen kleinen Vorteil. Alle relevanten Aufnahmeparameter werden in der Bilddatei (EXIF-Daten) gespeichert und können Problemlos nachgeschaut werden. Die Analogfotografen haben hoffentlich die Daten bei der Aufnahme in einen Notizblock aufgeschrieben (ISO-Wert, Blende, Verschlusszeit und Brennweite).
Damit gehen wir jetzt auf Ursachenforschung.

"Die Daumenregel"
Es gibt eine "uralte" Daumenregel die man für Freihandaufnahmen im Kopf haben sollte. In der analogen Kleinbildfotografie hat man gesagt:

"Der Kehrwert der Brennweite sollte man als Verschlusszeit für Freihandaufnahmen verwenden (mindestens, besser kürzer). Damit ist man halbwegs auf der sicheren Seite"

Dies bedeutet in der Praxis:
Wenn sie mit einer analogen Kleinbildkamera fotografieren und ein 100mm Objektiv verwenden, dann sollten sie min. 1/100 als Verschlusszeit wählen. In der digitalen Welt gilt dieser Satz noch immer, muss nur ab und an leicht abgeändert werden. Wenn sie z.B. eine digitale Spiegelreflexkamera (dSLR) verwenden deren Sensor kleiner als das KB-Format ist (d.h. sie haben einen Cropfaktor >1), dann sollten sie den Cropfaktor mit in die Daumenregel einrechnen.

Kleines Beispiel:
Sie benutzen eine Canon EOS 400D mit einem 100mm Objektiv. Die EOS 400D hat einen Crop-Faktor von 1.6. Die Daumenregel muss dann wie folgt abgeändert werden.
min. Verschlusszeit = 1/(Brennweite x Crop)
Daraus folgt dann: Verschlusszeit = 1/(100 x 1,6) = 1/160 Sek.

Hinweis:
Bei digitalen Kompaktkameras wird i.d.R. schon die umgerechnete Brennweite angegeben. Da entfällt dann das Umrechnen mit dem Crop-Faktor.

Achtung:
Die Daumenregel ist nur ein Anhaltspunkt. Je nach eigenem „Zitterfaktor“/Verfassung muss man von der Regel abweichen. Ich zittere z.B. relativ stark und nehme immer den doppelten Brennweitenwert für die Berechnung. Bei 200mm Brennweite also min 1/400 Sek. als Zeit.

Wenn sie mal ihre verwackelten Bilder auf diese Regel hin untersuchen werden sie feststellen, das in 99% der Fälle damit die Ursache gefunden ist. (bei Bildern die Freihand aufgenommen wurden)

Die restlichen 1% sind irgendwelche sonstige Dinge (verrissen, falsche Kamerahaltung,…..)
Diese 1% sind überaus schwer zu korrigieren und erfordern meist eine strenge Disziplin bei dem Aufnahmeprozess.

Wenn sie vom Stativ aus fotografiert haben, dann lesen sie mal den anderen Artikel „Verwackelte Aufnahmen vom Stativ“

Verwackelte Aufnahmen vom Stativ
Gruß
Knipser-germany (Sören)

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